Filou
xx (in Memoriam)
Er trug seinen Namen zurecht
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In Arbeit
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von
Beau Geste xx |
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| Beaufront
xx |
Mossborough
xx
v. Nearco xx |
| Sylvan
xx |
aus der
Foullainville xx |
Soleil
levant xx |
Sunnyboy
xx |
| Sif
xx |
| Foliation
xx |
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| Folastra
xx |
detailliertes
Pedigree
Rasse:
Englisches Vollblut
Farbe:
Fuchs (Brandfuchs)
von: 31.03.1980-16.04.2001
Maße:
Besitzer: Birgit R.

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Mi. 1. September 1982, 9.00
Uhr morgens. Ein Reitstall in Großensee.
Eigentlich ist an jenem Morgen nichts besonderes gewesen: Eine Studentin
schwänzte ihre Vorlesungen, es war kühl, aber schön. Ein
Septembermorgen mit einem blendenden, aber weichem Licht, wie es in Norddeutschland zu dieser Jahreszeit bei schönem Wetter typisch
ist.
Es war Altweibersommer und die Weiden funkelten von den Tautropfen, die
sich in den Spinnennetzen verfangen hatten. Puuh, das hört sich
irgendwie nach Schmachtfetzen an, aber manchmal ist auch das echte
Leben kitschig - und einprägsam.
Besagte, schwänzende Studentin ging also an jenem Morgen in die Scheune
des besagten Reitstalles. Eine alte, lichtlose Scheune. So dunkel, dass
die Studentin nach 2 Schritten stehen blieb, da sie nach dem strahlenden
Septemberlicht praktisch blind war, und ihre Augen erst an das Dunkel
gewöhnen wollte. In jenem Moment wurde sie energisch an dem linken
Ärmel gepackt und sanft, aber sehr bestimmt, zur Seite gezogen. Es
schnaubte, und ein Kopf rieb sich an ihrer Schulter. (Ohne den Ärmel
loszulassen). Aus dem Dunkel schälte sich ein fuchsroter, schmaler,
klassischer Keilkopf mit lebhaften dunklen Augen. Ein sehr junges Pferd,
das alle Schmuse-Register zog: Stupsen, sanftes Knabbern, Wiehern,
Kopf-Reiben, Schlecken, Prusten u.s.w. Ganz unauffällig wurden ihr
auch sämtliche Leckerli aus den Taschen gefilzt. Jeder Versuch
wegzugehen, wurde mit dem Festhalten des Ärmels unterbunden.
Welche
Reiterin hätte sich schon so einer massiven Dosis equiden Charmes
entziehen können? Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wußte: Der junge
Hengst kuschelte um sein Leben.
Jedenfalls, nachdem sie sich befreien konnte, marschierte sie geradewegs
in die Reiterstube mit den Fragen: Wer ist das Pferd in der ersten Box
links in der Scheune? Wieviel kostet es? Nicht: Wem gehört es, wie
ist sein Ausbildungsstand, wie alt, welche Rasse, welches Pedigree, ist es
verkäuflich? Offensichtlich ein schwerer Fall von Liebe auf den ersten
Blick. Oder war es Hypnose?
Fortsetzung folgt...
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31.03.2004.
Heute wäre Filou 24 Jahre alt geworden - ein guter Tag um seine
Geschichte weiter zu schreiben.
Es war anfangs eine... üble Geschichte.
Der Fahrer eines Schlacht-Transports aus
Süd-Frankreich war übernächtigt erwischt worden. Es wurde dafür gesorgt, dass die Pferde
während der Zwangspause vom Transporter kamen, gefüttert und getränkt
worden. Damals war das ausgesprochen ungewöhnlich. Diese Chance nutzte
ein eineinhalbjähriger Fuchshengst. Ihr kanntet ihn
als Filou.
Als der Transporter
24 Std. später abfuhr, war
ein Pferd weniger an Bord. Die Transaktion verlief schnell und
problemlos, und zur großen Überraschung besagter Studentin besaß der
kleine Fuchs sogar volle Papiere. Ein Vollblüter, dessen Vater aus einem
der renommiertesten französischen Vollblutgestüte stammte. Ein Ururenkel des
legendären Nearco xx gehörte ihr jetzt.
Nicht,
dass dies viel bedeutete. Der rasch hinzugezogene Tierarzt
grummelte zu recht erbost: Der hat sich auch groß gehungert! Die
Septembersonne zeigte es in schonungsloser Deutlichkeit: Ein
vorzügliches Pedigree ist kein Schutz vor Vernachlässigung. Große
Narben am linken, hinteren Sprunggelenk, aufgeblähter Hungerbauch,
retardierte Muskeln und dazu verwurmt. Kurz: ein Skelett mit Fell überzogen.
Die
"netten" Mitreiter in besagtem Stall hielten mit ihrer Meinung
auch nicht hinter dem Berg: "Der Bruchbückel überlebt das nächste halbe
Jahr doch nicht! Der ist doch noch nicht mal was für den Schlachter,
höchstens gut genug für Knochenleim."

Filou 2-jährig:
Selbst nach einem dreiviertel Jahr intensiven Aufpäppelns sieht
man ihm die Entbehrungen noch an. |
"Nette" Mitreiter, oder nicht? Sie übersahen nur
den absoluten Lebenswillen des Jährlings. Trotz seines schlechten
Futterzustands glänzten seine Augen und sein Fell. Er sprühte geradezu
vor Lebhaftigkeit. Allerdings fraß er auch alles was ihm vor die "Schnüß"
kam - selbst Heringsbrote waren vor ihm nicht sicher!
So war für Filou erst einmal
Rekonvaleszenz und "Aufpäppeln" angesagt. Ein Jahr später
wurde der Stall am Gro0ensee aufgegeben, und Filou siedelte zum
Nornenhof um - damals noch ein Privatstall ohne Reithalle.
Mit
der sachkundigen Fütterung auf dem Nornenhof ging es mit ihm
schneller bergauf. Doch die Strapazen seiner ersten eineinhalb Lebensjahre
waren nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Filou war in seiner
Entwicklung stark zurückgeblieben. Mit 2 Jahren hatte er gerade mal 1,50
m Stockmaß. Um aufzuholen fraß er dafür täglich eine 3-fache
Portion.
Als
3-Jähriger war er wieder schier und glatt, aber noch so offensichtlich in
der Entwicklung, dass nur Longenarbeit ratsam war. Mit dem Anreiten
wartete Gabriela bis er 5 Jahre alt war - denn "ein Jahr
länger Fohlen, 10 Jahre länger Pferd" wie die alte Regel
sagt. Damals brachte Filou es auf "stolze" 1,59m
Stockmaß. Bis zu seinem 8. Lebensjahr legte er nochmals 3cm zu, so dass er
auf ein Endmaß von 1,62 m kam.
Mit
seinen Kräften wuchs auch sein Ego. Wagte er es doch, dem 16-jährigen,
bislang unangefochtenen Herdenführer Arpad, Stuten streitig zu machen!
Empörend, dieser junge Raufbold, fand Arpad. Schließlich arrangierten
sich die beiden und teilten sich die Stuten. Die (latente) Feindschaft von
Arpad und Filou hielt aber ihr ganzes Leben lang an.
Doch
nicht nur Feindschaft fürs Leben wurde damals geschlossen. Seine beste
Freundin und Favoritin in der Herde wurde eine bildhübsche, kleine,
temperamentvolle, leichtfüßig tänzelnde braune Halbblut-Stute: Fanoa.
Die Zuneigung zwischen den beiden hielt ebenfalls ihr ganzes Leben und
führte mitunter zu ... Situationen.
Als
mit dem Anreiten der "Ernst des Lebens" für Filou begann, war
er nicht gerade begeistert.
Fortsetzung folgt...
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Gabriela Huber
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Tel.: +49(0)40 - 678 69 00 * Fax: +49(0)40 -678 03 17 * eMail: info@nornenhof.de
Stand: 10. Juli 2005
Design Equini.de - B. Rathmann
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